Wie bekannt, hat sich die für 2021 geplante PISA-Studie pandemiebedingt um ein Jahr verschoben. Somit fanden die Tests im Jahr 2022 vom 4. April bis 27. Mai statt. Die Ergebnisse werden im Dezember 2023 veröffentlicht. Auch die Nachstudie wird um ein Jahr verschoben. Sie soll nun 2025 stattfinden und die Ergebnisse 2026 veröffentlicht werden.
Alle Interessierten sind schon jetzt gespannt, welche Länder die Spitzenplätze belegen. Erinnern wir uns zum Aufwärmen an die Prüfungen der vergangenen Jahre.
Wie schneiden deutsche Schüler im Vergleich zu anderen Ländern ab?
Im Frühjahr 2018 umfasste die siebte PISA-Erhebung (Program for International Student Assessment) etwa 600.000 15-Jährige in 79 Ländern auf der ganzen Welt, darunter 37 Mitgliedsländer der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). In Deutschland wurden in rund 220 Schulen aller Schularten die Kompetenzen von 5.451 Schülern im Alter von 15 Jahren getestet. Auch Lehrer und Eltern wurden befragt.
Die deutschen Schüler landeten im oberen Mittelfeld. Daraus folgt, dass sich das Schulsystem zwar stetig weiterentwickelt, andere Länder aber etwas schneller besser werden. Vielleicht sollte man von den Siegern lernen? Was ist dann zu beachten und was nicht?
Welche Länder haben sich von ihrer besten Seite gezeigt?
Estland, Finnland, Japan, Kanada und Südkorea: Betrachtet man die Ergebnisse der aktuellen PISA-Erhebung in den Fächern Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften, so gibt es einige Länder, die durchgehend an der Spitze liegen. Vielleicht könnten sich deutsche Schulpolitiker an diesen Ländern ein gutes Beispiel nehmen? Vielleicht auch Lehrer.
Was ist der Grund für die Leistungsunterschiede
Der PISA-Test soll erfassen, wie gut Jugendliche auf das Erwachsenenleben vorbereitet sind. Wie die Ergebnisse zeigen, funktioniert es in Deutschland auf einem akzeptablen, aber noch nicht überragenden Niveau. Ein Experte für dieses Thema und OECD-Bildungskoordinator, Andreas Schleicher, schließt zwei offensichtliche Erklärungen für den Erfolg anderer Länder aus:
- Die aufgeführten Länder verfügen nicht unbedingt über höche Schulbudgets. Estland beispielsweise, das im internationalen Vergleich 2018 in Lesen und Naturwissenschaften den 1. und in Mathematik den 3. Platz belegte, verfügt über ein recht bescheidenes Bildungsbudget.
- Mehr Lernzeit, die die Schüler pro Woche aufwenden, führt nicht automatisch zu besseren Ergebnissen. Finnland ist seit vielen Jahren führend in der PISA-Studie. Dieses Land hat jedoch international die kürzeste Studienzeit. Andererseits zeigen Daten aus Japan, dass viel Lernzeit auch mit guten Leistungen einhergehen kann, wenn man es richtig macht.
Deutlich stärkeren Einfluss auf die schulischen Leistungen hat laut dem Experten die Frage, wie viel die Gesellschaft mit dem Thema Bildung verbinde. Dabei kommen Faktoren wie das Image des Lehrerberufs sowie das Thema Bildungsgerechtigkeit ins Spiel. Zudem ist die soziale Herkunft nach wie vor ein wichtiger Einflussfaktor auf die Studienleistung in Deutschland.
Länder wie Korea, Japan, Island und Kanada sind besser darin, Schüler unabhängig von ihrer Herkunft zu unterstützen. Hier könnten sie bei allen Unterschieden in Schulsystemen und Gesellschaft durchaus Vorbild sein.
Was für Deutschland wirklich effektiv wäre
Ein Vergleich des Bildungssystems in Deutschland mit Estland, Japan, Singapur oder Südkorea wäre sicher unangebracht. Aber es lohnt sich, nur einige wenige Aspekte zu betrachten, die in diesen Ländern angewendet werden, um zu sehen, dass dort alles anders gemacht wird.
In vier chinesischen Provinzen und in Singapur beispielsweise übertrafen die Schüler in der PISA-Studie alle anderen Länder in Sachen Lesefreude deutlich. Auf diese Weise vermittelt die Gesellschaft jungen Menschen einzigartige Werte. Die Tatsache ist, dass diese Länder Konzepte umsetzen, die in der pädagogischen Wissenschaft als sehr vielversprechend gelten.
Bemerkenswert finden manche Bildungsforscher auch die Entwicklung in Estland, das in den letzten Jahren in den PISA-Studien stetig gewachsen ist. Vielleicht sollten Entscheidungsträger in Deutschland mal schauen, was dort im Bildungssystem passiert.
Estnische Schulen verfügen über Entwicklungsprogramme, die sich als sehr effektiv erwiesen haben. Allerdings müssen sie nicht mit Unsummen aus dem Bildungsbudget unterstützt werden.
PISA ist laut Schleicher ein weltweiter Blick auf die Effizienz des Bildungssystems. Obwohl die Studie zunächst umfassend ist, muss jedes Land nach innen schauen. Und das muss kritisch und absolut ehrlich geschehen. Aus dieser Perspektive steht die Auswertung der neuen PISA-Daten erst am Anfang.
Interessant zu wissen: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) koordiniert die PISA-Studie. Deutschland beteiligt sich auf Beschluss des Bundesbildungsministeriums und der Kultusministerkonferenz an der Erhebung. Auf nationalem Niveau wird die Studie von einer PISA-Arbeitsgruppe unter Leitung eines Experten der Technischen Universität München durchgeführt.