Wie nach dem Ölschock der 1970er Jahre könnte die jüngste Krise zu einer nuklearen Renaissance führen. So auch die Internationale Energieagentur. Es wird erwartet, dass im Jahr 2050 mindestens doppelt so viel Kernenergie produziert wird wie heute. Aber es gibt Einschränkungen, von denen die wichtigsten die hohen Kosten sind.
Atomkraft wäre aber trotz aller Risiken eine Lösung. Was tut Kernkraft eigentlich angesichts der Gaskrise und was bedeutet sie für den Klimaschutz?
Braucht Deutschland Atomkraft und warum?
Nach mehr als 2 Jahrzehnten und der Fukushima-Katastrophe soll der Atomausstieg Deutschlands bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Die letzten drei noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke Neckarwestheim 2, Emsland und Isar 2 sollten abgeschaltet werden. Doch wegen des russisch-ukrainischen Konflikts und der daraus resultierenden Gaskrise haben Bundesregierung und Opposition nun erneut den Atomausstieg zum Thema gemacht.
In den heutigen Diskussionen vermischen sich zwei Aspekte:
- Kernenergie kann im kommenden Winter zu einem Gassparinstrument werden.
- Die langfristige Nutzung der Kernenergie auch als Mittel zum Klimaschutz wird gefordert.
Die Unterscheidung zwischen diesen Aspekten ist jedoch wichtig.
Die Bundesregierung führt derzeit einen Stresstest durch, um festzustellen, ob die Kernenergie Bürgern, Unternehmen und der Regierung helfen kann, die Gaskrise zu überstehen. Noch in Betrieb befindliche Kernkraftwerke könnten Strom im sogenannten Streck-Modus produzieren. Vielleicht wäre das für Deutschland bis zum Frühjahr 2023 sinnvoll.
Bestehende Brennstoffzellen werden mehrere Monate länger genutzt. Dies kann realisiert werden, indem die Stromproduktion im Sommer reduziert und so über einen längeren Zeitraum die gleiche Strommenge erzeugt wird. Auch ist es möglich, etwas mehr Strom aus Kraftstoff zu erzeugen als bisher geplant. Beides wäre mit relativ geringem Mehraufwand möglich.
Allerdings ist nicht alles eindeutig, denn die Forderungen einiger Politiker der Union und der FDP gehen weit über das reine Einsparen von Rohstoffen hinaus. Sie wollen die Atomkraft grundlegend neu denken und damit die Klimaneutralität Deutschlands sicherstellen.
Dies wird durch die Verlängerung der Nutzungsdauer oder die Wiederinbetriebnahme von Kraftwerken bedingt sein. Außerdem müssen neue Brennstäbe beschafft und umfangreiche Sicherheitschecks durchgeführt werden.
Werden 3 Atomanlagen die Situation im Winter retten?
Das An- und Abschalten von Kernkraftwerken ist ziemlich teuer, der Vorgang dauert mehrere Stunden, und jede Veränderung des Kreislaufs führt zu einer Verformung des Materials. Atomkraftwerke sind viel weniger flexibel als Gaskraftwerke. Gleichzeitig kommen sie aber auch heute noch oft zum Einsatz, vor allem abends, wenn wenig Sonnen- oder Windenergie ins Netz eingespeist wird.
Damit befindet sich Europa in einer echten Stromkrisensituation. In allen Ländern der Union gibt es nicht genug Strom. Das liegt vor allem daran, dass mehr als die Hälfte der 56 Atomkraftwerke in Frankreich wegen Schäden oder Reparaturarbeiten stillgelegt sind. Zudem wurde das Kühlwasser in den Flüssen durch die starke Hitze zu warm.
Heute exportiert Deutschland riesige Mengen Strom nach Frankreich. Im Moment ist alles, was Strom erzeugt, in einem zufriedenstellenden Zustand, darunter auch 3 deutsche Kernkraftwerke.
Ob sich die Lage im Winter mit einem weiteren Stress-Test bessert, will die Bundesregierung herausfinden. Aber die Kernenergie wird das Land nicht vor dem Erfrieren retten.
Die meisten Gaskraftwerke produzieren im Gegensatz zu Kernkraftwerken neben Strom auch Wärme. Deutschland könnte damit bestenfalls Gas einsparen, das sonst zur Stromerzeugung verwendet würde. Aber das würde immer noch nicht ausreichen, um alle Luken zu schließen. Kohlekraftwerke würden hier auch mengenmäßig mehr helfen.
Wie lange halten alte Brennstäbe in Kernkraftwerken?
Treibstoff soll bis Ende Dezember 2022 reichen. Sollte die Laufzeit um einige Monate verlängert werden, wäre dies nur im oben erwähnten Streck-Modus möglich.
Dann würden die Kraftwerke nicht mit voller Leistung laufen, sondern gedrosselt. Doch das hilft nicht viel, um über den Winter zu kommen, da Strom nicht in größeren Mengen produziert wird, sondern nur über einen längeren Zeitraum. Gleichzeitig treten in diesem Fall im Allgemeinen praktisch keine Gaseinsparungen auf.
Würde die Betriebszeit eines Kernkraftwerks insgesamt verlängert, müssten Betreiber nicht nur neue Brennelemente beschaffen, sondern auch Sicherheitsprüfungen durchführen und Haftungsfragen klären. Aber in diesem Fall würden die Kraftwerke wahrscheinlich für eine Weile stillstehen. All diese Prozesse nehmen viel Zeit in Anspruch, und die Einwohner und Unternehmen benötigen ständig Strom und Wärme.
Und wie sieht es mit dem Strompreis aus?
Atomkraft würde helfen, extrem hohe Preise zu vermeiden. Aber ein weiterer Betrieb wird die Dinge nicht grundlegend ändern, und die Kernenergie insgesamt ist nicht in der Lage, die Marktsituation maßgeblich zu erleichtern.
Die Strompreise dürften eher von den hohen Gaspreisen abhängen. Weitere Hebel könnten hier im raschen Ausbau erneuerbarer Energien und dem Einsatz von Kohlekraftwerken gesehen werden, die vom Markt gehen oder in Bereitschaft bleiben müssten. Man sollte also keinen großen Preisverfall erwarten, wenn man die Energie-Produktionszeit verlängert.