Flüssiggas aus dem mittleren Osten

Auf der Suche nach neuen Gasquellen konzentriert sich Europa jetzt maximal auf den Aufbau von Geschäftsbeziehungen mit dem Iran. Gleichzeitig bietet Katar breitere Perspektiven. Auch Israel wurde nicht unbeachtet gelassen. Wie rentabel ist die Idee, Flüssiggas aus dem Nahen Osten zu liefern?

Neue Horizonte sehen vielversprechend aus

Der Iran ist inzwischen zu einem wichtigen Diskussionsthema geworden, wenn es um alternative Gasquellen geht. Auf diese Weise hofft Europa, die Abhängigkeit von Russland zu verringern. Aus bestimmten Gründen kann der Iran zu einem zuverlässigen Energiezentrum Europas werden. Dies wurde kürzlich von Präsident Hassan Rouhani angekündigt.

Europa hat nicht mehr so viele Optionen zur Auswahl, und der Iran scheint vor diesem Hintergrund eine attraktive Möglichkeit zu sein. Der Staat mit 75 Millionen Einwohnern hat viel zu bieten. Seine Gasreserven gelten nach Russland als die zweitgrößten, und sie werden 65 bis 70 Jahre reichen, selbst wenn der Iran das einzige Lieferland für Europa werden sollte.

Flüssigaslieferungen aus dem Iran sind mit einer Reihe von Problemen verbunden

In Wirklichkeit ist jedoch nicht alles so glatt, wie es in der Theorie scheint. Wenn die EU mit diesem Staat im Nahen Osten kooperiert, muss sie Infrastrukturprobleme überwinden. Selbst kleine Mengen werden lange dauern, bis sie ankommen.

Wenn die Sanktionen aufgehoben werden, wird es 5 Jahre dauern, bis die Exportsubventionen wieder ein signifikantes Niveau erreichen. Verschiedene Studien sprechen von möglichen 15-20 Milliarden Kubikmetern für Europa. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lieferte Russland fast 162 Milliarden Kubikmeter.

Wenn Erdgas per Pipeline exportiert wird, muss es durch die Türkei geleitet werden. Aber die Türkei will Gas nicht durch das EU-Kostenmodell führen, sondern mit entsprechendem Aufschlag weiterverkaufen. Verhandlungen und Bau werden etwa 7 Jahre dauern. Aber den Iranern fehlt auch die Infrastruktur, um verflüssigtes Erdgas (LNG) zu exportieren, eine intelligentere Option, deren Bau 3-4 Jahre dauert.

Flüssiggas aus Katar: Die EU hat auch weitere Optionen

Irans Rivale, die Halbinsel Katar mit 1,7 Millionen Einwohnern, liegt weit vorn. Als drittgrößte Gasmacht mit 13,3% der weltweit nachgewiesenen Reserven hat Katar LNG von Anfang an unterstützt und ist heute der global größte Flüssiggas-Exporteur. 75% seiner 160 Milliarden Kubikmeter Produktion werden an den Weltmarkt geliefert, wodurch Katar ein Viertel des LNG-Marktes einnimmt. Die Flüssiggas-Flotte umfasst knapp 100 Tanker.

Wird Katar bei der Gasversorgung flexibler?

Wie der Iran hat Katar einige Anpassungen in seiner Vision für die zukünftige Zusammenarbeit vorgenommen. Die Zwergenhalbinsel will nicht als Alternative zu Russland präsentiert werden, sondern als dessen Ergänzung. Aber in dieser Zeit hat niemand Russland mehr geschadet als Katar:

  • Als Katar seine Exportströme seit 2009 aufgrund der US-Gasselbstversorgung nach Europa umleitete, sank Russlands Marktanteil in Europa 2010 auf 23%
  • Als Katar nach der Atomkatastrophe von Fukushima eine starke LNG-Nachfrage in Ostasien bediente, erreichte Gazprom 2013 einen Rekordmarktanteil in Europa von 29,9%
  • Heute liefert Katar 63 Prozent seines LNG in das höher bezahlte Asien und nur 30 Prozent nach Europa

Dennoch ist Katar das einzige Gasland im Nahen Osten, das in Europa mit einer eigenen Präsenz vertreten und am Gasspeicher Bergermeer in Holland beteiligt ist. Die Halbinsel hat die Flexibilität, ihre Exportströme umzulenken, aber sie ist kein schwankender Produzent, der seine Produktion schnell an Marktschwankungen anpassen kann. In jedem Fall will das Land so viel wie möglich exportieren, um das Beste aus den unerschwinglich teuren Verflüssigungsanlagen zu machen.

Welche anderen Alternativen gibt es für die EU?

Wenn für zwei Konkurrenten Katar und Iran LNG das Hauptthema ist, dann wird es im benachbarten Irak nur über Pipelines exportiert. Das hat aber auch seine Probleme, denn die Zentralregierung ist sich mit den nordirakischen Kurden nicht einig, wie die Einnahmen aufgeteilt werden sollen. Experten zufolge können mittelfristig bis zu 6 Milliarden Kubikmeter für Europa gewonnen werden.

Aber auch das Gasfeld Leviathan vor der Küste Israels könnte für Europa interessant sein. Erst vor 4 Jahren entdeckt, könnten von dort zwischen 12 und 20 Milliarden Kubikmeter Gas über eine Unterwasserpipeline in die Türkei oder als Flüssiggas nach Europa fließen.

So gibt es im östlichen Mittelmeer riesige Erdgasvorkommen, an denen auch Europa interessiert ist. Die Entwicklung könnte etwas Bewegung in den Nahen Osten bringen. Allerdings müssen noch viele Probleme überwunden werden, um die Versorgung aufzubauen. Und dafür allein kann viel Zeit aufgewendet werden, die Europa allerdings nicht hat.

Und außerdem: Es bleibt abzuwarten, wie sich die Regierungen bei der Umsetzung des Projekts verhalten werden. Wenn ein solcher Markt existiert, gibt es zwei Möglichkeiten – entweder Wettbewerb und schließlich Konflikt (wie es bereits mit der Türkei geschehen ist) oder Kooperation und gemeinsame Anstrengungen, damit alle gewinnen.